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  Fandorin
 
„Fandorin" steht als erster Kriminalroman um den russischen Ermittler Erast Petrowitsch Fandorin in den Buchregalen hoffentlich vieler Läden - und man kann dem Autoren gleicher Herkunft, Boris Akunin, nur zu diesem Titelhelden gratulieren.

Fandorin ist eine sympathische Figur. Ja dass ist er! Eine Figur die man gerne begleitet, mit der man mitfiebert und detektivisch miteifert. Mit einer herausragenden Beobachtungs - und - Kombinationsgabe und hellwachen Kritikgeist gesegnet, stellt er mehr einen russischen Sherlock Holmes als einen James Bond des neunzehnten Jahrhunderts dar.

"Alles was recht ist, an der Sache ist etwas faul", so beginnt er seinen schwerfälligen Chef im "Kriminalamt beim Moskauer Oberpolizeipräsidenten", zu  freier Hand für Ermittlungen auf eigene Faust zu bringen. Bald zeigt sich, dass Fandorin mit seinem Anfangsverdacht recht hat; obwohl noch blutjung und Anfänger.

Für sich allein stehend, ist dieser erste von Fandorin zu lösende Fall vielleicht zu hoch gegriffen, zu unverhältnismäßig, vielleicht sogar schon abseitig. Betrachtet man dieses Erstlingswerk aber im Kontext mit den folgenden Bänden, versteht man schnell, welches Ziel Boris Akunin damit verfolgte: Er kann seinen Positivhelden nur mittels eines außergewöhnlich gelagerten Falles schnell vom einfachen Schriftführer und unbeschriebenem Blatt  zu einem Sonderermittler mit besonderem Ruf aufsteigen lassen, auf den sogar der Chef der Geheimpolizei große Stück hält.

Als Bühne für den Helden breitet Akunin das Moskau des Jahres 1876 überzeugend, atmosphärisch und stimmig aus; die damaligen Arbeits-, Lebens- und Reisebedingungen erzählt er sehr anschaulich, mit Liebe zum Detail. Letztendlich empfindet er die Sprachgepflogenheiten, Umfangsformen und Konventionen dieser Zeit mühelos nach; sein Schreibstil zeigt sich gepflegt, dabei ohne jede nervende Schwerfälligkeit; amüsant, ohne aufdringlich oder vordergründig zu sein; das Ganze liest sich flüssig und leicht.

 
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